Start mit sechs freien Musikern
Bereits um das Jahr 1880 herum soll in Griesheim eine spielfähige Besatzung musiziert haben. Als Griesheimer Musik waren sie insbesondere bei geselligen dörflichen Anlässen mit dabei. Die zu Beginn sechs Mann starke Gruppe (bestehend aus den Instrumenten Flügelhorn, Tuba und Klarinette) spielte zu Hochzeiten, zum Maiauftakt, bei Gartenfesten und zum Tanz in Gasthäusern auf. Es gab weder einen Vorsitzenden noch einen Schriftführer oder Kassierer.
Vereinsgründung 1925
Als Anfang der 1920er-Jahre die Zahl der Musiker, die sich der Griesheimer Blasmusik angeschlossen hatten, immer größer wurde, kam auch der Wunsch nach einem organisierten Zusammenschluss auf. So kam es, dass der damalige Bürgermeister Bernhard Dengler am 22. Juni 1925 eine Versammlung zum »Zwecke der Vereinsgründung« im Gasthaus Krone einberief. Über 100 Musikfreunde schlossen sich an diesem Tag zum Musikverein Eintracht Griesheim zusammen. Engelbert Kempf wurde zum Vorsitzenden gewählt und Franz Lurker zu dessen Stellvertreter. Durch den Erwerb von Anteilsscheinen konnte damals jedes Mitglied den jungen Verein bei der Beschaffung von neuen Instrumenten unterstützen. Herr Weigel aus Offenburg hatte 1928 die Leitung der Kapelle übernommen, ihm folgte bereits 1929 Herr Kopp aus Zunsweier. Bis zum Kriegsbeginn 1939 blühte die Eintracht musikalisch und gesellschaftlich auf.
2. Weltkrieg
Die schweren Zeiten des Weltkrieges führten vorerst zum Ruhen der Vereinstätigkeiten. Auch unmittelbar nach Kriegsende sah es für das Vereinsleben zunächst nicht gut aus. Nur dank der unermüdlichen Initiative des Ehrenchorführers Fridolin Karcher fanden sich schnell wieder aktive Musiker, die sich das Ziel gesetzt hatten, die Blasmusik zu pflege und dadurch auch das kulturelle Leben in Griesheim zu stärken. Auf Antrag von Karl Litterst, Engelbert Wacker, Johann Menzer und Franz Bahr erteilte die Französische Militärregierung am 31. Oktober 1947 die Genehmigung, so dass auf den 9. November 1947 die Wiedergründungsversammlung in das Gasthaus „Griesheimer Hof“ einberufen werden konnte. Dirigent Göhring aus Offenburg war für den Wiederaufbau der Kapelle zuständig. Unter seiner Leitung war die Kapelle innerhalb kurzer Zeit auf damals beachtliche 18 Musiker angewachsen.
Die vergangenen 70 Jahre
Josef Allgeier, der die Vereinsführung 1949 übernahm, verhalf dem Verein während seiner Zeit als 1. Vorstand bis 1955 zu großem Aufschwung. Unter seiner Regie fand am 4. Juni 1950 das 25-jährige Jubiläum statt, das unter Mitwirkung von 8 Musikkapellen als Großveranstaltung im Gasthaus Adler gefeiert wurde. Ein Wechsel in der Vereinsführung und am Dirigentenpult vollzog sich in der Generalversammlung 1955. Alfred Falk stellte sich als Vorstand zur Verfügung, Karl Lurker übernahm den Dirigentenstab. Zu einem echten Blasmusikertreffen wurde das 30-jährige Bestehen, das vom 3.-5. Juni 1956 erstmals über drei Tage gefeiert wurde und mit dem 6. Bezirksmusikfest verbunden war. 1957 übernahm Anton Menzer die Leitung der Kapelle, die sich zwei Jahre später im August in neuer Uniform der Öffentlichkeit vorstellte.
Der erste Griesheimer Musiker überhaupt, der für 50 Jahre aktive Tätigkeit ausgezeichnet werden konnte, war Ehrenchorführer Fridolin Karcher, welchen der Präsident des Blasmusikverbandes Ortenau, Rüdiger Hurrle, beim 45-jährigen Jubiläum, das vom 11. bis 14. Juni gefeiert wurde, mit der „Großen Goldenen Ehrennadel“ auszeichnete. In guter Erinnerung wird dieses Fest auch durch den Auftritt des damaligen Top-Stars der deutschen Schlagerszene HEINO. Am 20. Mai 1973 konnten die Musiker anlässlich des 2. Wunschkonzertes im Gasthaus Adler ihre neue, von Schneidermeister Franz Wolter angefertigte Uniform der Öffentlichkeit präsentieren.
Mit Günter Kellputt hatte der Musikverein ab 1974 erstmals einen offiziellen Jugendleiter, dessen intensive Arbeit sehr schnell Früchte trug. Viele Jugendliche zeigten unter seiner Obhut erste musikalische Fortschritte und zählen bis heute zu den Stützen unserer Kapelle. Auch als Vertreter des Dirigenten musste Kellputt zeitweise nach einem bedauerlichen Betriebsunfall von Jörg Rieber den Taktstock übernehmen. Gesundheitliche Gründe waren es schließlich auch, die Jörg Rieber zwangen, seine Tätigkeit als Dirigent nach 16 Jahren aufzugeben. Die Vereinsführung beauftragte Günter Kellputt mit der Leitung der Kapelle. Mit viel Engagement verstand er es, immer mehr Nachwuchsmusiker heranzubilden und in die Kapelle zu integrieren.
Einen Wechsel an der Vereinsspitze brachten die Wahlen in der Jahreshauptversammlung 1986. Josef Dobler, der seit 1970 als Schriftführer tätig war, übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden von Hans Lurker, der für weitere drei Jahre Klaus Wacker als Stellvertreter ablöste. Vorsitzender Josef Dobler und Stellvertreter Manfred Wacker, der 1989 gewählt wurde, Schriftführer Friedel Sachs und Kassierer Heinz Breithaupt hatten an der positiven Entwicklung des Vereins maßgebenden Anteil. 1987 wurde auch unsere Bläserjugend mit eigenem Vorstand und eigener Satzung gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wählten die Jungmusiker Markus Maier.
Groß eingespannt in das Programm und den Ablauf der 750-Jahrfeier, die am 23. und 24. Mai 1992 in Griesheim stattfand, war die gesamte Musikerfamilie. Die Musikkapelle, als Bauernkapelle uniformiert, beteiligte sich bei der Eröffnung, dem „Griesemer Abend“ und dem großen farbenprächtigen historischen Umzug, bei dem auch die Musikerfrauen demonstrierten, wie früher Frauen an die Kinzig zogen, um an den eingerichteten Plätzen zu waschen und im Kinzigvorland die Wäsche zu bleichen. Mit Peter Litterst, dem langjährigen 1. Trompeter, übernahm nach dem Wunschkonzert 1993 wieder ein “Eigengewächs“ die musikalische Leitung.
Die Neuwahlen 2001 ergaben eine verjüngte Vereinsspitze: Hermann Breithaupt (Vorsitzender), Rainer Karch und Peter Nenninger (beide Stellvertreter), Timo Ehret (Schriftführer), Simone Bayer und Peter Litterst (beide Kassierer). Breithaupt löste in der Führungsspitze Josef Dobler ab, dessen Ära als Vorsitzender 15 Jahre lang vom Aufbau einer leistungsstarken Kapelle geprägt war. Für einen weiteren Neubeginn sorgte Dirigent Horst König aus Altenheim, der am Wochenende in der Generalversammlung im »Adler« vorgestellt wurde. Nach einem turbulenten Jahr ohne fest engagierten Dirigenten konnte nun die Arbeit mit Schwerpunkt Jugendausbildung fortgesetzt werden. Eine Werbeaktion führte dem Verein 31 an Musik interessierte Kinder zu. 2003 wechselte der Dirigentenstab zu Benjamin Litterst, der die musikalische Leitung bis 2007 innehatte.
2007 war für den Verein ein schwieriges Jahr, denn er zählte zu diesem Zeitpunkt noch einen Musikerkern von gerade einmal 15 bis 18 Aktiven und stand kurz vor der Auflösung. Schlüsselpositionen wie das Schlagwerk und sogar ganze Register waren nicht mehr besetzt. Einziger Lichtblick: Jugendleiter Florian End berichtete für die 20 Jungmusiker sowohl von kameradschaftlichen Terminen als auch musikalischen Erfolgen, vor allem aus der Klarinettengruppe um Monika Graeff. Friedel Sachs löste Frank Kempf im Amt des 1. Vorsitzenden ab. Matthias Rosa wird neuer Dirigent und schwingt auch heute noch mit viel fachlichem Können und dem notwendigen Fingerspitzengefühl den Taktstock. Nicht zuletzt die herausragende Jugendarbeit durch die Kooperation mit der Grundschule Griesheim und der Einführung von „Bläserklassen“ hat dazu geführt, dass der Verein heute wieder einen festen Platz im kulturellen Leben Griesheims hat und gestärkt in die Zukunft schauen kann. 2017 gab Friedel Sachs den Posten des 1. Vorsitzenden an seinen bisherigen Stellvertreter Markus Maier ab, Christopher Maginot wird stellvertretender Vorsitzender.
To be continued...